Programmheft

© Digitalisierte Sammlungen - Staatsbibliothek Berlin

Ludwig van Beethoven (1770 - 1827)
Sonate für Klavier und Violine A-Dur op. 30 Nr. 1
- Allegro
- Adagio molto espressivo
- Allegretto con variazioni

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Die 1803 in einem Dreierzyklus veröffentlichten Sonaten „für das Pianoforte mit Violinbegleitung“ op. 30 erschienen zu einem Zeitpunkt, als Ludwig van Beethoven, seit zehn Jahren in Wien ansässig, als Komponist hoch angesehen war. Ebenso hatte er sich als Pianist einen Namen gemacht, der seine Werke häufig selber aufführte. Seine herausragenden virtuosen Fähigkeiten am Klavier, ergänzt durch die frühe Ausbildung auf der Geige, hatten ihm zudem geholfen, sich umfassend mit den Möglichkeiten der beiden Instrumente im Zusammenspiel zu beschäftigen, deren Ergebnis er im Laufe der Jahre in 10 Violinsonaten vorlegte.

Die Sonaten op. 30 lassen deutlich erkennen, dass Beethoven dieses Genre auf dem von ihm bereits in den fünf Jahre zuvor erschienenen Sonaten op. 12 eingeschlagenen Weg weiter voranbringen wollte. Bereits Mozart hatte begonnen, die Violine aus ihrer ursprünglich rein begleitenden Funktion zu lösen und zu einem gleichberechtigten Duo-Partner des Klaviers zu formen. Beethoven orientierte sich an diesem Vorbild und schrieb seine Sonaten für zwei Instrumente, die so sehr miteinander verflochten sind, dass keinem der beiden mehr eine Melodie- oder Begleitstimme zugewiesen werden kann.

Darüber hinaus aber weisen die Sonaten auch eine ausgesprochen individuelle Ausprägung auf. Er erhöhte nicht nur den spieltechnischen Anspruch und schaffte dadurch hochkomplexe Konzertduos. Sein Streben nach einem „neuen Weg“, wie es sich etwa im heroischen Stil der Sinfonien Bahn brach, wirkte sich auch auf die kammermusikalischen Violinsonaten aus. So erzeugte er in den schnelleren Sätzen durch unaufhaltsames Vorwärtsdrängen, wahre Sturmläufe durch die Tonarten und eine stark kontrastierende Dynamik eine ungeheuer lebendige Atmosphäre, während den Hörer in den langsamen, elegischen Sätzen oft reine Poesie umgibt.

Die Ausführenden

Matthias Wollong absolvierte eine Ausbildung in der Meisterklasse von Werner Scholz bevor er von 1987 bis 1989 in die Schweiz ging, um bei dem Geiger und Pädagogen Tibor Varga zu studieren. Während dieser Zeit trat er in der Bundesrepublik, in Frankreich und in der Schweiz als Solist auf und gewann auf Wettbewerben mehrere Preise, wie etwa den Hauptpreis beim Violinwettbewerb Joseph Joachim in Österreich. 
Als Solist arbeitete er mit den Dirigenten Adám Fischer, Rafael Frühbeck de Burgos, Marek Janowski, Wladimir Jurowski und Sir Colin Davis und dem ORF-Symphonie-Orchester, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, der Staatskapelle Dresden, den Berliner Symphonikern und der Staatskapelle Weimar zusammen.
Seit 1999 ist Matthias Wollong 1. Konzertmeister der Sächsischen Staatskapelle, nachdem er von 1991 bis 1999 die gleiche Position beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin bekleidete. Während der Sommermonate musiziert er als 1. Konzertmeister im Orchester der Bayreuther Festspiele.
Matthias Wollong widmet sich intensiv der Kammermusik. Er trat in verschiedenen Formationen bei den Salzburger Osterfestspielen und bei den Internationalen Schostakowitsch-Tagen Gohrisch auf und veröffentlichte Rundfunk- und CD-Aufnahmen, wie das Gesamtwerk für Violine von Othmar Schoeck und die Klaviertrios von Ludwig van Beethoven (Genuin). 2008 erhielt er für die Aufnahme von Kammermusik Erich Wolfgang Korngolds einen Echo Klassik.
Seit 2003 verbindet ihn als Dirigent und Solist eine ständige Zusammenarbeit mit dem European Union Chamber Orchestra. Als Dirigent leitete er das Deutsche Kammerorchester, die Thüringen-Philharmonie und gastierte beim Cairo Symphony Orchestra. Matthias Wollong hat eine Professur an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar inne. Er spielt auf einer Violine von Andrea Guarneri aus dem Jahre 1676.

Der in Rumänien geborene Andrei Banciu studierte in Berlin Klavier bei Klaus Hellwig an der Universität der Künste und bei Fabio Bidini an der Hochschule für Musik Hanns Eisler sowie Liedgestaltung bei Wolfram Rieger. Meisterkurse besuchte er u.a. bei Paul Badura-Skoda, Pascal Devoyon, Karl-Heinz Kämmerling, Menahem Pressler und Rudolf Buchbinder. Bei zahlreichen Wettbewerben erhielt er Preise, so z.B. 1995 beim Wettbewerb Rovere d´oro (Italien). 2015 wurde er Stipendiat des Deutschen Musikwettbewerbs in Lübeck. Zudem wurde er in die 60. Bundesauswahl der Konzerte Junger Künstler aufgenommen. Im September 2015 erhielt er, im Duo mit der Geigerin Ioana Cristina Goicea, den 2. Preis beim Kammermusikwettbewerb Premio Trio di Trieste (Italien). Das Duo hatte Konzertauftritte unter anderem im Concertgebouw Amsterdam, beim Schleswig-Holstein Musik-Festival, im Rumänischen Athenäum in Bukarest, im Teatro Ristori und Teatro Filarmonico Verona und in der Kirche St. Martin in the Fields London.
Als Kammermusiker und Solist führten ihn Konzertreisen nach Deutschland, Holland, Polen, Ungarn und in die USA sowie nach Belgien, Frankreich, Großbritannien und Italien. Seit 2010 ist er Pianist des von ihm mitbegründeten Jacques-Thibaud-Ensembles. 2010 bis 2013 unterrichtete er beim Musica Mundi Kammermusikkurs und -festival, wo er 2012 als Solist mit dem Festival-Orchester unter der Leitung von Maxim Vengerov und 2013 mit dem Brussels Chamber Orchestra auftrat. Nach Lehraufträgen an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig, der Universität der Künste Berlin und der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar ist er seit Oktober 2018 als Lehrkraft an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin tätig.
Rundfunkaufnahmen seiner Konzertauftritte entstanden unter anderem für den Bayerischen Rundfunk, den Deutschlandfunk, Radio France und Radio 4 Niederlande.