Programmheft

Camille Saint-Saëns
Camille Saint-Saëns © Archiv Mendelssohn-Haus

Programm

Cécile Chaminade (1857-1944)
Sérénade aux étoiles Op.142

Camille Saint-Saëns (1835-1921)
Romance Op.37

Gabriel Fauré (1845-1924)
Fantasie Op.79

Paul-Agricole Génin (1832-1903)
Carneval de Venise op.14 

Die hochbegabte, von George Bizet liebevoll „petit Mozart“ genannte Cécile Chaminade ließ sich bei Privatlehrern musikalisch ausbilden, da ihr Vater den Besuch eines Konservatoriums untersagte. Als sie 20-jährig in Paris debütierte, tat sie dies als Pianistin und Komponistin. Auf ihrer langen künstlerischen Laufbahn erzielte sie schon früh Erfolge bei zahlreichen Tourneen durch Europa und Amerika. Verfasste sie zunächst auch größer besetzte Werke, wie Orchestersuiten und eine Oper, komponierte sie später fast nur noch für Klavier, oftmals lyrische Charakterstücke mit eleganter Ausdruckskraft und großem Melodienreichtum. Fast alle ihre etwa 400 Werke sollten zu ihren Lebzeiten im Druck erscheinen, wodurch sie zu einer der meist verlegten Komponistinnen wurde.

Camille Saint-Saëns' Romance op. 37 entstand im März 1871, zu einer Zeit, die für den Komponisten äußerst dramatisch war. Durch die Machtübernahme der Pariser Kommune fühlte sich der Komponist in seiner Sicherheit bedroht und sah sich gezwungen, vorübergehend nach England ins Exil zu gehen, wo er das heute erklingende Stück niederschrieb. Von den bewegten Umständen ihrer Entstehung scheint die Romance jedoch völlig unberührt. Ihre wirkungsvollen, betörenden Melodien verbreiten eine melancholische Atmosphäre. Die weit gespannten Linien der Flöte werden dabei von einer bezaubernden fließenden Klavierbegleitung unterstützt, in der sich zahlreiche harmonische und melodische Kostbarkeiten und dramatische Kadenzen verbergen.

Das einzige Werk, das der Komponist Gabriel Fauré für Flöte schuf, ist die Fantaisie op. 79. Anlass der Entstehung war die Bitte des Professors der Flötenklasse am Pariser Konservatorium, Paul Taffanel, um ein virtuoses Prüfungsstück, das mit seinen Anforderungen den Prüfungsbedingungen entsprach. Neben Phrasierung und Ausdruck sollten auch Tonkontrolle und Virtuosität der Studenten beurteilt werden können. Faurés Fantaisie besteht aus zwei Teilen und wird diesem Anspruch mehr als gerecht, auch wenn der Komponist sich darüber beklagte, dass er sich an nichts auf der Welt erinnern könne, „das mir jemals so viel Mühe gemacht hat!“ Ein weit schwingendes Andantino und ein schnelles, verspieltes Allegro bieten den Vortragenden die Gelegenheit, ihr empfindsames Interpretieren und technische Virtuosität zu präsentieren.

Der am Pariser Konservatorium ausgebildete Paul-Agricole Génin wirkte nicht nur viele Jahre als Soloflötist in Orchestern der französischen Hauptstadt, sondern schuf auch mehr als sechzig Kompositionen für sein Instrument. Zu den bekanntesten Werken zählt Carneval de Venise, das er 1872 für einen Kollegen schrieb.  Es handelt sich dabei um eine virtuose Fantasie mit Variationen, bei denen der Solist sein instrumentales Können virtuos zur Schau stellen kann und die auch Génins eigene technische Meisterschaft erahnen lassen. Die Melodie über die italienische Canzonetta O cara mamma mia ist in Deutschland unter dem Text Mein Hut, der hat drei Ecken bekannt geworden. 

Künstler

Elizaveta Birjukova ist in Zentralrussland aufgewachsen und kam als 16-jährige nach Deutschland. Während ihres Studiums an der Leipziger Musikhochschule Felix Mendelssohn Bartholdy vertiefte sie die stilistische Auseinandersetzung mit der Barockmusik und entdeckte darüber hinaus die Welt der Neuen Musik.

Im Rahmen eines Aufbaustudiums in Weimar bekam Elizaveta Birjukova zur in Leipzig intuitiv begonnenen Selbstrealisierung als Solistin in der Konzert- und Ensembletätigkeit frische Impulse. Reisen nach Frankreich zu Barockmusikfestivals, Solo-Auftritt und Stipendienpreis der Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik, Aufführung des Konzertes von Carl Reinecke beim Internationalen Festival Junge Stars des 21. Jahrhunderts in Samara/Russland, Teilnahme als Kammermusikerin an Festspielen in Mecklenburg-Vorpommern, Salzburg, Bonn, Weimar, Darmstadt, Prag und Beirut, Mitbegründung bzw. kammermusikalische Tätigkeit im Ensemble DUO9, gegründet 2009 zusammen mit dem Pianisten Christoph Ritter, den Ensembles für Neue Musik klangwerkstatt weimar (heute – klangwerk am Bauhaus), ensemble iberoamericano weimar und ensemble marges, als Traversflötistin im Leipziger Barockorchester, im Neuen Leipziger Barockensemble, in der Merseburger Hofmusik, beim Dresdner Barockorchester, Tätigkeit als Dozentin bei Meisterkursen und Workshops in Deutschland, Russland, in der Ukraine und im Libanon – all das formte die interpretatorische Gestalt Elizaveta Birjukovas jenseits einer Routinevorstellung von den Möglichkeiten und Grenzen flötistischer Aufführungspraxis.

Seit 2021 ist Elizaveta Birjukova künstlerische Leiterin des von ihr initiierten Landesjugendensembles Neueste Musik Sachsen.

Christoph Ritter studierte an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar bei Volkmar Lehmann, Rolf-Dieter Arens (Klavier) und Ludwig Bätzel (Liedgestaltung). Meisterkurse absolvierte er zudem bei Peter Solymos und Jacob Lateiner. In den Jahren 1989 bis 1991 schlossen sich ein Privatstudium sowie Meisterkurse bei Norman Shetler an; 1992 Meisterkurs/Assistenz bei Dalton Baldwin am Centre International de Formacion Musicale Nice. Eine umfangreiche Konzerttätigkeit als Solist, Liedbegleiter und Kammermusiker führte ihn nach Deutschland, Österreich, Ungarn, Frankreich, Norwegen, Schweiz, Taiwan, Großbritannien, Irland, Türkei, Kuba und in die USA. Er ist Mitbegründer und Pianist der Ensembles für Neue Musik klangwerkstatt weimar, das seit den 1990er Jahren, ausgehend von seiner Weimarer Konzertreihe, regionale und internationale Ausstrahlung entfaltete – sowie des 2019 gegründeten Ensembles klangwerk am bauhaus. Besondere Impulse erhielt Christoph Ritter durch den direkten Austausch mit Komponistinnen und Komponisten, unter ihnen Toshio Hosokawa, Younghi Pagh-Paan, George Crumb, Isabel Mundry, Adriana Hölszky, Dimitri Terzakis, Andrea Scartazzini, Dieter Ammann, Rebecca Saunders, Charlotte Seither, Franz-Martin Olbrisch, Ulrich Kreppein und Sergej Newski. Zu Ritters künstlerischem Portfolio gehören außerdem die Konzeption und Realisierung eigener Konzertreihen sowie diverse Rundfunk- und CD-Aufnahmen. Er lehrt seit 1993 als Professor für Werkstudium sowie Liedgestaltung an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Darüber hinaus leitete er internationale Meisterkurse für Liedgestaltung für Sänger*innen und Pianist*innen an renommierten internationalen Musikhochschulen, wie z.B. in Princeton, Taipei, Biel, Birmingham, Oslo, Istanbul, Dublin, Madrid und Havanna.