Programmheft

© Digitalisierte Sammlungen - Staatsbibliothek Berlin

Ludwig van Beethoven (1770 - 1827)
Sonate für Klavier und Violine c-Moll op. 30 Nr. 2
- Allegro con brio
- Adagio cantabile
- Scherzo. Allegro
- Finale. Allegro


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...allein Freiheit, weiter gehn ist in der Kunstwelt, wie in der gantzen großen Schöpfung, Zweck...

Der erst 31 Jahre alte Ludwig van Beethoven legte im Jahr 1802 mit seinem op. 30 drei Violinsonaten vor, deren Kompositionsstil sich ein großes Stück von seinen Vorbildern Haydn und Mozart entfernt hatte. Aufbauend auf diesen beiden war Beethoven weit davon entfernt, deren Ideen und Entwicklungen zerstören zu wollen. Statt dessen erarbeitete er sich auf der Grundlage ihrer musikalischen Ausdrucksweisen seinen persönlichen Stil.
Vor allem waren es intensive und rasch wechselnde Emotionen, die Beethoven ausdrücken wollte und dafür entwickelte er eine enorme Variationsbreite an musikalischen Mitteln. Dadurch entstand ein bis dahin nie gehörter individueller Ausdruck, der nicht mehr zu einer Musik passte, die für die höfische oder gesellschaftliche Unterhaltung gemacht war. Beethoven schuf Musik, die nur noch ihren eigenen Regeln folgte und um ihrer selbst willen existierte.
Als einzige seiner zehn Violinsonaten läßt Beethoven in der Sonate c-Moll op. 30 Nr. 2 alle Sätze durch das Klavier eröffnen, so als solle für das Soloinstrument eines Konzertes der Beginn vorbereitet werden. Dadurch befreit der Komponist  die Geige aus ihrer früheren rein begleitenden Funktion und macht sie zu einer echten Partnerin des Klaviers. Der stetig vorwärtsdrängende erste Satz mit seinem dramatischen Anfangsthema hält eine Fülle von starken dynamischen Kontrasten und raschen Tonartwechseln bereit. Dieser pausenlosen Ruhelosigkeit folgt ein singendes Adagio, das auf leichte Weise entstehende Spannungen immer wieder elegisch auflöst. Überraschenderweise läßt Beethoven vor dem Schlusssatz noch ein helles, kurzes Scherzo erklingen, bevor das Finale mit hämmernden Rhythmen, stürmischen Läufen durch die Tonarten und nur von wenigen Dur-Momenten aufgehellt mit einem rasenden Schlussteil die Sonate beendet.


Die Ausführenden

Matthias Wollong absolvierte eine Ausbildung in der Meisterklasse von Werner Scholz bevor er von 1987 bis 1989 in die Schweiz ging, um bei dem Geiger und Pädagogen Tibor Varga zu studieren. Während dieser Zeit trat er in der Bundesrepublik, in Frankreich und in der Schweiz als Solist auf und gewann auf Wettbewerben mehrere Preise, wie etwa den Hauptpreis beim Violinwettbewerb Joseph Joachim in Österreich. 
Als Solist arbeitete er mit den Dirigenten Adám Fischer, Rafael Frühbeck de Burgos, Marek Janowski, Wladimir Jurowski und Sir Colin Davis und dem ORF-Symphonie-Orchester, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, der Staatskapelle Dresden, den Berliner Symphonikern und der Staatskapelle Weimar zusammen.
Seit 1999 ist Matthias Wollong 1. Konzertmeister der Sächsischen Staatskapelle, nachdem er von 1991 bis 1999 die gleiche Position beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin bekleidete. Während der Sommermonate musiziert er als 1. Konzertmeister im Orchester der Bayreuther Festspiele.
Matthias Wollong widmet sich intensiv der Kammermusik. Er trat in verschiedenen Formationen bei den Salzburger Osterfestspielen und bei den Internationalen Schostakowitsch-Tagen Gohrisch auf und veröffentlichte Rundfunk- und CD-Aufnahmen, wie das Gesamtwerk für Violine von Othmar Schoeck und die Klaviertrios von Ludwig van Beethoven (Genuin). 2008 erhielt er für die Aufnahme von Kammermusik Erich Wolfgang Korngolds einen Echo Klassik.
Seit 2003 verbindet ihn als Dirigent und Solist eine ständige Zusammenarbeit mit dem European Union Chamber Orchestra. Als Dirigent leitete er das Deutsche Kammerorchester, die Thüringen-Philharmonie und gastierte beim Cairo Symphony Orchestra. Matthias Wollong hat eine Professur an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar inne. Er spielt auf einer Violine von Andrea Guarneri aus dem Jahre 1676.

Der in Rumänien geborene Andrei Banciu studierte in Berlin Klavier bei Klaus Hellwig an der Universität der Künste und bei Fabio Bidini an der Hochschule für Musik Hanns Eisler sowie Liedgestaltung bei Wolfram Rieger. Meisterkurse besuchte er u.a. bei Paul Badura-Skoda, Pascal Devoyon, Karl-Heinz Kämmerling, Menahem Pressler und Rudolf Buchbinder. Bei zahlreichen Wettbewerben erhielt er Preise, so z.B. 1995 beim Wettbewerb Rovere d´oro (Italien). 2015 wurde er Stipendiat des Deutschen Musikwettbewerbs in Lübeck. Zudem wurde er in die 60. Bundesauswahl der Konzerte Junger Künstler aufgenommen. Im September 2015 erhielt er, im Duo mit der Geigerin Ioana Cristina Goicea, den 2. Preis beim Kammermusikwettbewerb Premio Trio di Trieste (Italien). Das Duo hatte Konzertauftritte unter anderem im Concertgebouw Amsterdam, beim Schleswig-Holstein Musik-Festival, im Rumänischen Athenäum in Bukarest, im Teatro Ristori und Teatro Filarmonico Verona und in der Kirche St. Martin in the Fields London.
Als Kammermusiker und Solist führten ihn Konzertreisen nach Deutschland, Holland, Polen, Ungarn und in die USA sowie nach Belgien, Frankreich, Großbritannien und Italien. Seit 2010 ist er Pianist des von ihm mitbegründeten Jacques-Thibaud-Ensembles. 2010 bis 2013 unterrichtete er beim Musica Mundi Kammermusikkurs und -festival, wo er 2012 als Solist mit dem Festival-Orchester unter der Leitung von Maxim Vengerov und 2013 mit dem Brussels Chamber Orchestra auftrat. Nach Lehraufträgen an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig, der Universität der Künste Berlin und der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar ist er seit Oktober 2018 als Lehrkraft an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin tätig.
Rundfunkaufnahmen seiner Konzertauftritte entstanden unter anderem für den Bayerischen Rundfunk, den Deutschlandfunk, Radio France und Radio 4 Niederlande.