Durch die Kraft der Musik

Als Kurt Masur am 8. Oktober 1981 der Schlüssel zum Neuen Gewandhaus feierlich übergeben wurde, lag eine vierjährige Bauzeit hinter dem Chefarchitekten Prof. Dr. Rudolf Skoda, den Konstrukteuren und unzähligen weiteren Bauleuten, die unter der Anleitung von Oberbauleiter Peter Kunze den Neubau errichtet hatten. Der Dirigent hat dabei maßgeblich an der Planung und Realisierung des Großprojektes am Karl-Marx-Platz, heute Augustusplatz, mitgewirkt: Masur brachte seine Erfahrungen zu Fragen der Innengestaltung und Akustik ein und war im ständigen Austausch mit den Bauleuten, die ihre Sorgen und Nöte unmittelbar mit ihm teilten. Bereits am 15. März 1979 setzte Kurt Masur inmitten von Baugerüsten seine Schuhe in den noch feuchten Zement. Es ist der erste Schritt auf sein künftiges Podium, von dem aus er zweieinhalb Jahre später das umjubelte Eröffnungskonzert mit Siegfried Thieles „Gesänge an die Sonne“ und Beethovens „Neunter“ dirigieren wird.

Das Gewandhausorchester konnte mit der Fertigstellung des Neubaus seine bisherige provisorische Unterbringung in der „Kongresshalle am Zoo“ beenden, genau 200 Jahre nach dem Einzug der „Großen Concerte“ in das erste Gewandhaus und erhielt damit endlich die Basis für eine herausragende künstlerische Entwicklung. „Dieses Haus ist ein Geschenk, das sich das Volk selbst gegeben hat. Wir wollen uns bemühen, mit hohen künstlerischen Leistungen jedes Konzert zu einem schönen Erlebnis für die Werktätigen werden zu lassen.“ Dies versprach Kurt Masur den über 100.000 Gästen während der feierlichen Eröffnung. Ein Versprechen, das er in seiner täglichen Arbeit mit dem Orchester in einem der nun mehr besten Konzertsäle der Welt erfüllen konnte und den Leipzigern einen Ort der Begegnung eröffnete. Einen Ort, der eine wesentliche Rolle während der Friedlichen Revolution gespielt hat